Abschied von Gestern (Wiederaufführung)

Vorführungen:

  • Do, 26. Oktober 2023 – Mi, 1. November 2023 um 17:00 Uhr

Darsteller*innen: Alexandra Kluge, Gunter Mack, Eva Maria Meineke…


Anita G., einst Telefonistin und als Kind jüdischer Eltern 1937 in Leipzig geboren, flieht in den sechziger Jahren aus der DDR in den Westen. Nachdem sie nach einem Diebstahl eines Pullovers zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird, zieht sie in eine andere Stadt, bleibt aber auch dort in der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, die sie nicht annimmt, ständig auf der Flucht und scheitert immer wieder, ein neues Leben zu beginnen.
Als Vertreterin einer Plattenfirma fälscht sie Auftragsformulare, lebt über ihre Verhältnisse, wird die Geliebte ihres Chefs. Seiner Ehefrau zuliebe lässt er Anita jedoch eines Tages fallen und zeigt sie an. Unschuldig des Diebstahls beschuldigt, verliert Anita auch ihren nächsten Job. Sie versucht vergeblich, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Auch ihre Liaison mit einem verheirateten Ministerialrat bleibt nur von kurzer Dauer.
Alexander Kluges Spielfilmdebut Abschied von gestern stellt fest, dass der Abschied von der Vergangenheit historisch gesehen keine einfache Angelegenheit ist, selbst wenn man an die „Stunde Null“ oder das „Wirtschaftswunder“ glaubt. Anita G. aus der DDR ist die Personifikation dieser verdrängten Vergangenheit, weshalb ihr die Voraussetzungen fehlen, sich erfolgreich in die bundesdeutsche Gesellschaft einzugliedern. Dass sie aneckt, ist nicht ihre Schuld. Wie sie aneckt, zeigt Abschied von gestern anhand fast schon dokumentarischer Szenen, angereichert mit Zwischentiteln und fremden Texten, die von einem souveränen Gespür für die grotesken Momente des Alltags zeugen.
Abschied von gestern markierte einen programmatischen Bruch mit den damaligen Kinokonventionen und wird als wegweisender Meilenstein des neuen deutschen Films angesehen, einer der ersten Spielfilme nach dem Oberhausener Manifest. Bei den Filmfestspielen von Venedig im Jahr 1966 erhielt Abschied von gestern als erster deutscher Film seit 1941 eine Auszeichnung und wurde mit dem Silbernen Löwen honoriert. Prädikat: Besonders Wertvoll.